Zum Abschalten: Sarrazin bei Jauch

Das Talkshows im besten Falle überflüssig sind, ist bekannt. Heute Abend erreicht das Format in der Sendung „Jauch“ einen neuen Tiefpunkt. Ein durch seine rassistischen Gentheorien zum Millionär gewordener Herr Sarrazin ist eingeladen, sein neues Buch zum Thema „Euro“ in einem „Streitgespräch“ mit Peer Steinbrück zu promoten. Ob Herr Sarrazin in seinem Buch irgendetwas sinnvolles zum Thema zu sagen hat, ist zu bezweifeln und eigentlich auch nebensächlich.

Viel wichtiger ist die Frage: Warum gibt die ARD rassistischen Hasspredigern eine Bühne? Und warum lässt sich Peer Steinbrück darauf ein?

Die von Herrn Sarrazin vertretenen Thesen zum Thema „Zuwanderung“ beruhten auf einem biologistischen, falschen und von der Rassenideologie geprägten Bild der Vererbungslehre. Es ist eine Sache, dass er keine Ahnung von der Materie hat, es ist eine andere, Menschen aus bestimmten Kulturkreisen als dumm und minderwertig zu charakterisieren. Personen, die ein solches Weltbild verbreiten haben in öffentlich-rechtlichen Programmen aus meiner Sicht keinen Platz. Peer Steinbrück sollte sich auch fragen lassen, ob er mit seinem Auftritt ausgerechnet Sarrazin noch aufwerten will, wo die Mehrheit in der SPD nach wie vor einen Parteiausschluss befürwortet. Doch offenbar sind die rechten Terroranschläge in Norwegen und die Mordserie des „NSU“-Trios schon vergessen worden – denn aus Büchern und Aussagen von Personen wie Herrn Sarrazin leiten diese Terroristen die Legitimation ab, „Fremde“ zu töten und Zuwanderung gewaltsam zu begegnen. Wenn die ARD sich auf ein solches Niveau begibt, ist das peinlich und gerade zum Geburtstag des Inkrafttretens des Grundgesetzes unwürdig. Dort steht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – nicht nur die Würde des „Deutschen“. Vielleicht sollte das mal thematisiert werden? Aber bitte nicht in einer Talkshow.

Comments
2 Responses to “Zum Abschalten: Sarrazin bei Jauch”
  1. Frank sagt:

    Sarrazin vertritt „rassistische Gentheorien“? Ich habe sein Buch damals nicht gelesen, sondern nur mit der Suchfunktion nach „gen“, „jude“ und „jüdisch“ durchforstet. Da war nichts, abgesehen von 1 oder 2 positiven Erwähnungen von Juden. Der Vorwurf, er würde über Genetik reden und dabei irgendwie Naziansichten verbreiten, entstand nicht durch sein Buch, sondern durch ein Interview dazu. Und da hat er nur Dinge gesagt, die korrekt waren:

    http://frankinformiert.wordpress.com/2010/08/30/juden-gene-sarrazin/

    Kritik an Sarrazin? Gern! Aber bitte halbwegs sachlich.

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    • Ich beziehe mich mal der Einfachheit halber auf diesen Artikel von SPON, der Online verfügbar ist: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,714558,00.html

      Darin heißt es:

      “ „Wir werden auf natürlichem Wege durchschnittlich dümmer“, sagte der Bundesbank-Vorstand auf einer Veranstaltung im Juni. Einwanderer „aus der Türkei, dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika“ wiesen weniger Bildung auf als Einwanderer aus anderen Ländern – und sie bekämen mehr Kinder als Deutsche. Es gebe „eine unterschiedliche Vermehrung von Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher Intelligenz“, sagte der frühere Finanzsenator Berlins. In seinem Buch, das am heutigen Montag erscheint, legt Sarrazin nach: Er behauptet unter Berufung auf Darwin und Mendel, dass 50 bis 80 Prozent der Intelligenz vererbt würden – und spricht von genetischen Unterschieden zwischen den Ethnien. “

      Allein aus diesem Abschnitt wird deutlich, dass Herr Sarrazin der Meinung ist, Personen aus dem arabisch-türkischen Raum seien schon aufgrund ihrer ethnischen Herkunft dümmer und würden diese mindere Intelligenz weitervererben – wissenschaftlich ist das nicht haltbar. Und meiner Meinung nach ist es rassistisch. Außerdem wird damit eine unterschiedliche Wertigkeit von Menschen nahegelegt, was die Basis für Diskriminierung darstellt.

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